Das französische Unternehmen Novag hat von seinen Anfängen bis heute eine rasante technologische und wirtschaftliche Entwicklung hingelegt und reifte von einer „Scheunenschmiede“ zum anerkannten Spezialisten für Direktsaat und Konservierende Landwirtschaft.
Die Anfänge
„Mein Abenteuer Direktsaat begann 2009 mit einem Auslandssemester in Neuseeland im Rahmen meines Maschinenbau-Studiums“, erinnert sich Ramzi Frikha, Gründer, CEO und Exportleiter der Novag SAS. Über ein Praktikum beim Unternehmen Cross-Slot kam er damals erstmals mit Landwirtschaft in Kontakt und begann, sich für die Direktsaat-Technik und das Anbauverfahren der Konservierenden Landwirtschaft zu interessieren. In Neuseeland in den 80er Jahren hat die Kreuzschlitzschar-Technologie ihren wissenschaftlichen Ursprung. Direktsaat wird dort entsprechend lang und erfolgreich praktiziert. In Neuseeland lernte er auch seinen Landsmann und späteren Mitbegründer von Novag, Landwirt Antoine Bertin, kennen. Sie teilten die Leidenschaft für Landtechnik und die Direktsaat und entwickelten die Idee, das Kreuzschlitzschar von Cross-Slot von Frankreich aus nach Europa zu bringen.
Die Meilensteine
Der eigentliche Startschuss für diese Unternehmung fiel 2011: Ramzi Frikha und Antoine Bertin entwickeln ihr eigenes Kreuzschlitzschar T-ForcePlus und gründen zusammen mit Ramzis Vater Lotfi Frikha das Start Up Novag SAS mit Sitz in West-Frankreich. Ramzi sah technisches Verbesserungspotential im Scharsystem. Er optimiert das Zusammenspiel zwischen Schneidscheibe und Säschar und lagert alle Bauteile wartungsfrei. Antoine Bertin bringt nützliche Erfahrungen aus der Praxis ein und testet die Geräte auf dem eigenen Acker. Er ist Agrar-Ingenieur und führt einen landwirtschaftlichen Betrieb in Heubécourt-Haricourt bei Paris.
2018 erreicht ihre Direktsaattechnik die Serienreife und Novag baut seine Produktionskapazitäten am neuen Fabrikstandort in Fressines, West-Frankreich, auf 50 Maschinen/Jahr aus. Als Gunststandort mit zahlreichen landtechnischen Lieferanten im Umkreis von nur 100 km kann Novag sich auf die Endmontage konzentrieren und fertigt auf Bestellung.
2019 verkauft Novag die erste Maschine in Deutschland, eine Novag TForcePlus 640 an einen Milchviehbetrieb mit 230 ha Ackerbau und Dauergrünland. Außerdem schließt Novag mit der Carrfield Gruppe einen Exklusivvertrag über die Vermarktung der Novag T-ForcePlus-Reihe für Neuseeland und Australien.
Damit war der Startschuss zur Internationalisierung der Unternehmensaktivitäten gefallen und bereits im Februar 2021 liefert Novag die 100. Direktsaatmaschine aus. Das Jubiläum nutzt Novag für die Präsentation der neuen T-ForcePlus 150, die über Carrfields Ltd. in die neuseeländischen Weinberge von Marlborough geht.
Das internationale Geschäft und speziell der deutsche Markt entwickeln sich für Novag so positiv, dass 2022 die erste Niederlassung für Vertrieb und Service in Hannover gegründet wird. Seitdem kümmert sich das 4-köpfige Team der Novag GmbH um Vertrieb, Marketing, Kundendienst und Ersatzteil-Service für alle Novag-Kunden und -Vertriebspartner weltweit. So erreicht die Novag-Demo-Tour 2022 mit mehr als 200 Vorführungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Rekordzahl und eröffnet neue Märkte.
Im Frühjahr 2023 markiert die Lieferung einer Novag T-ForcePlus 350 nach Niederösterreich den Markteintritt in diesem Land. Außerdem startet die Novag DemoTour 2023, die dieses Mal auch nach Polen führt. Denn Novag gewinnt Agrihandler als neuen und exklusiven Vertriebspartner für Polen und beabsichtigt, seine Aktivitäten in Osteuropa auszuweiten. Im April wird mit der neuen Novag T-ForcePlus 250 eine zusätzliche, besonders kompakte und leichtzügige Baureihe mit niedrigem Schwerpunkt und neuartigem Ballastierungssystem gelauncht. Damit bietet Novag jetzt auch kleinstrukturierten Landwirtsbetrieben in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz individuelle Direktsaatlösungen zwischen 2 und 3 m Arbeitsbreite.
Next Generation Farming
Trotz dieser rasanten Entwicklung bewahrt sich Novag seine Start Up Mentalität mit flachen Hierarchien und verfolgt konsequent seine Vision von einer „besseren“ Landwirtschaft. „Mit unserem Slogan „Next Generation Farming“ sprechen wir uns für fundamentale Veränderungen im landwirtschaftlichen System aus. Für uns liegt die Zukunft im Anbausystem der Konservierenden Landwirtschaft. Sie ist Kern unserer Unternehmensphilosophie und unserer Sätechnik. Der Verzicht auf jegliche Bodenbearbeitung und das Arbeiten mit vielseitigen Fruchtfolgen und dichten Mulchschichten schützt den Ackerboden vor Austrocknung. Zusätzlich können Ackerflächen in erosionsgefährdeten Gebieten wie Hanglagen vor Wasser- und Winderosion bewahrt werden. Das funktioniert aber nur mit Direktsaat und mit Technik, die diesen ausgesprochen hohen Anforderungen gewachsen ist. Genau für solche harten Einsätze ist unsere Direktsaattechnik entwickelt und gebaut. Wir sind davon überzeugt, dass die Direktsaat-Maschine zukünftig neben der Erntetechnik die Schlüsselmaschine in der Landwirtschaft weltweit sein wird. Die politisch und klimatisch bedingten Herausforderungen der Landwirtschaft geben dieser Vision Rückenwind. Landwirte weltweit beobachten, dass ihre Böden zunehmend auslaugen, gleichzeitig steigen die Kosten für Betriebsmittel und Fachkräfte sind Mangelware. Sie stellen herkömmliche Anbauverfahren in Frage und suchen nach individuellen Lösungen, mit denen sie die Gesundheit und Struktur ihrer Böden verbessern, ihr Ertragsniveau halten, wertvolle Arbeitszeit einsparen und die Wirtschaftlichkeit ihres Betriebs verbessern können. Deshalb sehen wir uns nicht nur als Anbieter moderner, hochwertiger Direktsaattechnik, sondern auch als Botschafter der Konservierenden Landwirtschaft“, erklärt Ramzi Frikha die Unternehmensphilosophie.
Konzept aus Direktvertrieb & Partnerschaften
Novag ist heute in über 15 Ländern in und außerhalb Europas erfolgreich unterwegs und setzt auf ein flexibles Konzept aus Direktvertrieb und Vertriebspartnerschaften. Die drei wichtigsten Märkte nach Absatzzahlen sind Deutschland, Lettland und Australien/Neuseeland.
„In unserem Heimatmarkt Frankreich laufen rund 25 Novag-Geräte. Hier wollen wir weiter wachsen, nur genießt die Direktsaat bei den französischen Landwirten bisher ein Low-Input-Image. In Deutschland ist das komplett anders. Hier existiert mittlerweile eine große Community an Direktsaat-Profis“, sagt Lucas Zickermann, Sales und Product Manager Novag GmbH, Deutschland.
Den französischen, den deutschen und seit diesem Frühjahr auch den österreichischen Markt bedient Novag im Direktvertrieb. In den anderen Ländern ist das Unternehmen über Vertriebspartner vertreten. Für Groß Britannien, wo bereits einige Novag-Geräte laufen, und den neuen Markt Schweiz, historisch einer mit dem größten Direktsaat-Know-how, ist Novag auf der Suche nach zusätzlichen Importeuren.
Know-how und Netzwerk teilen
In Ländern mit wenig Direktsaat-Historie wie beispielsweise Deutschland habe sich der Direktvertrieb bewährt. „Kundennähe und Netzwerken sind hier wesentliche Bausteine unseres Erfolgs. Schließlich verkaufen wir nicht nur Sätechnik, sondern im Grunde ein komplett neues Anbausystem. Wir begleiten unsere Kunden sehr eng und sie schätzen, dass wir ihnen das nötige Know-how und unser Netzwerk aus Direktsaat-Experten und -praktikern zur Verfügung stellen. Im Rahmen individueller Maschinenvorführungen, eigenen Bodenevents, unserer jährlichen Roadshow und auf Messen bringen wir Boden- und Direktsaat-Interessierte zusammen und teilen Wissen und Erfahrung. Neben unserem einzigartigen Novag T-Slot Scharsystem und der Nachhaltigkeit unserer Technik zeichnet uns genau dies gegenüber dem Wettbewerb aus“, sagt Lucas Zickermann und erklärt: „Wir bieten Direktsaattechnik im Premiumsegment. Sie ist derart massiv und robust konstruiert und gebaut, dass sie ein Leben lang hält. Eine Direktsaat-Maschine von Novag ist eine Investition fürs Leben und nachfolgende Generationen. Sie zahlt sich über das Gesamtverfahren aus und die Vorteile, die sich über diese Wirtschaftsweise ergeben.“
Ausblick
In Deutschland werden bis zum Sommer 40 Maschinen laufen. Dies ist die Zielmarke, die Novag dort zukünftig jedes Jahr erreichen will. Entsprechend wird die Novag GmbH ihr Team kurzfristig um zwei Service-Techniker erweitern und plant außerdem, die Ersatzteilversorgung in Deutschland zukünftig um Ersatzteil-Läger bei lokalen Service-Partnern sowie ein Ersatzteil-Zentrum auszubauen.
In Österreich läuft seit diesem Monat die erste Maschine. Hier sieht Novag mit der neuen Baureihe Novag T-ForcePlus 250 gute Chancen, innerhalb der nächsten zwei Jahre eine zweistellige Maschinenanzahl zu platzieren. Die neue Baureihe soll auch beim Markteintritt in der Schweiz helfen, wo Novag aktuell eine gesonderte Vorführtour durchführt, die neben Kunden auch potenzielle Vertriebspartner ansprechen soll.
In allen drei Ländern sieht Novag genauso in der Eigenmechanisierung kleinerer landwirtschaftlicher Betriebe wie beim überbetrieblichen Einsatz durch Maschinenringe und Lohnunternehmen Potenzial für seine Direktsaattechnik.
Zur Agritechnica plant Novag die neue Novag T-ForcePlus 250 und als Premiere eine Novag T-ForcePlus 950 auf Raupen mit 9 m Arbeitsbreite zu präsentieren. Zielgruppe mit dem neuen Top-Modell sind Großbetriebe, insbesondere in Osteuropa, Ozeanien und zukünftig auch Afrika.
