Boden gut machen mit Direktsaat und Konservierender Landwirtschaft
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Boden gut machen mit Direktsaat und Konservierender Landwirtschaft

Novag steht für deutlich mehr als Direktsaattechnik. 
„Direktsaat bedeutet das konsequente Wirtschaften in einem Anbausystem ohne Bodenbearbeitung, mit Dauerbegrünung und vielfältigen Fruchtfolgen. Die Direktsaat-Szene und wir bei Novag meinen mit Direktsaat deshalb nicht nur das Aussaatverfahren, sondern das Anbausystem „Konservierende Landwirtschaft“. Für die vielfältigen Probleme und Herausforderungen in der Landwirtschaft bietet dieses System Lösungen. Und unsere Direktsaattechnik liefert den Schlüssel dazu“, sagt Maik Freitag, Sales and Field Engineer, Novag GmbH, Deutschland.

 

Begriffserklärungen 
Während die Begriffe Direktsaat bzw. No Till nicht genau definiert sind, steht Konservierende Landwirtschaft bzw. Conservation Agriculture (CA) für ein gesamtes Anbausystem, im Rahmen dessen Direktsaat praktiziert wird. Der deutsche und der englische Begriff stehen für dasselbe, weshalb an dieser Stelle „Konservierende Landwirtschaft“ verwendet wird. Sie basiert laut Definition der FAO auf drei Hauptprinzipien:
1. Ein Verzicht auf Bodenbearbeitung und ein nur minimaler Eingriff in den Boden bei der Aussaat, der maximal 25 % der Oberfläche bearbeitet hinterlässt
2. Eine organische Mulchbedeckung von mindestens 30 % der Bodenoberfläche unmittelbar nach der Aussaat
3. Eine Vielfalt an Kulturpflanzen, die mindestens drei Arten in der Fruchtfolge umfasst
Ebenso klar definiert ist der englische Begriff Regenerative Agriculture. Bei diesem Produktionssystem werden die genannten drei Prinzipien der Konservierenden Landwirtschaft um zwei weitere Prinzipien ergänzt: die Integration von Tierhaltung und ganzjährige Bodendurchwurzelung.

Der deutsche Begriff der Regenerativen Landwirtschaft hingegen ist nicht eindeutig beschrieben und unterscheidet sich in der Praxis wesentlich von den Anbausystemen Regenerative Agriculture und Konservierende Landwirtschaft, denn Vertreter der Regenerativen Landwirtschaft propagieren beispielsweise das flache Fräsen und das tiefe Lockern des Bodens.
Ebenso ist die Konservierende Landwirtschaft nicht zu verwechseln mit dem deutschen Begriff der konservierenden Bodenbearbeitung. Während letztere lediglich den Pflugverzicht bedeutet, wird bei der Konservierenden Landwirtschaft auf jegliche Bodenbearbeitung verzichtet.

 

Novag T-SlotPlus Scharsystem 
Die Direktsaattechnik muss also mit festen Böden und dichten Mulchschichten zurechtkommen. „Genau für solche harten Einsätze sind unsere Geräte entwickelt und mit unserem einzigartigen Novag T-SlotPlus Scharsystem ausgestattet, bestehend aus unserem Kreuzschlitzschar T-ForcePlus und unserer automatischen Schardruckregelung IntelliForcePlus. Wir sind die einzigen, die das Kreuzschlitzschar in Europa anbieten“, betont Ramzi Frikha, CEO, Export Manager und Kopf der Entwicklungsarbeit bei Novag.

Andere Landtechnikhersteller arbeiten in der Direktsaat mit Zinken- oder Scheibenscharsystemen. Das Zinkenschar erzeugt einen U-förmigen Schlitz. Es räumt den Saatschlitz komplett aus und verhindert so den negativen Effekt des Hairpinning, hat aber den Nachteil, dass es den Boden intensiv bearbeitet. Es hinterlässt einen auf mehrere cm Breite gelockerten und gemischten Boden. Zudem ist das Zinkenschar anfällig für Verstopfungen. Eine Direktsaat in dichte Mulchschichten ist kaum möglich.
Das Scheibenschar hinterlässt einen V-förmigen Schlitz. Es verstopft zwar seltener, kann aber erhebliche Ausfälle beim Feldaufgang verursachen. Das Scheibenschar schafft es nämlich nicht, aufliegende trockene Erntereste oder eine noch stehende Zwischenfrucht zu zerschneiden, so dass diese Erntereste mit in den Säschlitz gedrückt werden. Das Saatgut wird anschließend auf diesen Ernteresten abgelegt, bekommt dadurch bei sehr trockenen Bedingungen nicht ausreichend Bodenschluss und Wasser für die Keimung.

Das Kreuzschlitzschar T-ForcePlus von Novag kombiniert eine große Schneidscheibe mit zwei Säschuhen (sog. Blades) und erzeugt so im Boden einen Schlitz in Form eines umgedrehten T. Auch dieses Schar schafft es nicht immer, alle Erntereste zu zerschneiden und drückt sie mit der Schneidscheibe teilweise in den Boden. Allerdings laufen die Blades oberhalb des Tiefgangs der Schneidscheibe, sodass die Saatgut- bzw. Düngerablage rechts und links sowie in der Höhe versetzt zum Scheibenschlitz erfolgt. Das Saatgut liegt also auf jeden Fall in einem Bereich mit 100 % Bodenschluss ohne Kontakt zu den Ernteresten. Durch die unbeeinträchtigte Restfeuchte im Boden genießt es selbst bei Trockenheit optimale Keimbedingungen.

 

Automatische Schardruckregelung Novag IntelliForcePlus 
„Mit hohen Schardrücken von bis 500 kg dringen wir durch jede Mulchschicht und in jeden noch so festen Boden und erreichen dank unserer automatischen Schardruckregelung IntelliForcePlus eine absolut gleichmäßige Ablagetiefe“, sagt Maik Freitag. IntelliForcePlus wird über das Novag-Terminal von der Schlepperkabine aus bedient. Ab Werk ist an jedem Säbalken jeweils ein Schar mit einem Sensor ausgestattet, der 50.000 Mal in der Sekunde den Schardruck misst und in Echtzeit auf den vorgegeben Zielwert nachregelt.

 

Chancen der Direktsaat 
„Derzeit laufen 120 unserer Geräte in 15 Ländern dieser Welt unter den unterschiedlichsten Standortbedingungen. Wir wissen, dass unsere Direktsaattechnik wirklich auf allen Böden funktioniert – vorausgesetzt es wird nach den drei Prinzipien der Konservierenden Landwirtschaft gewirtschaftet. In dieser Konstellation bietet die Direktsaat Landwirten weltweit Lösungen für ihre aktuellen und zukünftigen Herausforderungen, auf die die herkömmliche Landwirtschaft bisher wenig vielversprechende Antworten liefert. Die Betriebe stecken im Dilemma zwischen Klimawandel, steigendem Preisdruck, gesetzlichen Anforderungen, Zeit- und Fachkräftemangel und können mit der Direktsaat „mehrere Fliegen auf einen Streich schlagen““, sagt Maik Freitag.

 

Verbesserte Bodenqualität 
Der Verzicht auf jegliche Bodenbearbeitung und das Arbeiten mit vielseitigen Fruchtfolgen und dichten Mulchschichten schützen den Ackerboden vor Verdichtung, Austrocknung sowie Wasser- und Winderosion  
(-98 % Bodenverlust durch Erosion). Seine biologische Aktivität wird gefördert (+400 % Pilze, Regenwürmer; +150 % Bakterien), seine Struktur und damit die Befahrbarkeit verbessert und der Humusgehalt gesteigert oder zumindest erhalten.
So sorgt Direktsaat für die notwendige Bodenfitness für Zeiten großer Hitze und fehlenden Keimregens wie auch Starkregenereignisse. Ein gesunder Boden kann Wasser in großen Mengen in kurzer Zeit aufnehmen, in tiefere Schichten drainieren und es über längere Zeit speichern. Ein regelmäßig bearbeiteter Boden kann das nicht. Er heizt sich auf und verliert über Evaporation Wasser. Das sind je nach Intensität pro Bearbeitungsgang  
15 (Scheibenegge) bis 40 (Pflug) mm/m². Die Direktsaat hat das Potenzial, diese große Menge Wasser im Boden zu speichern. Bearbeiteten Böden fehlt es außerdem an Struktur. Niederschlag versickert nur sehr langsam. Folglich kommt es zu Verschlämmungen und Bodenabtrag. „Das gilt allerdings nicht nur für erosionsgefährdete Gebiete wie Hanglagen. Auf jedem Boden, der bearbeitet wird, findet bei Niederschlag eine minimale, unsichtbare Erosion statt, mit der immer mehr Humus und Nährstoffe verloren gehen. Dafür reicht bereits ein Gefälle von nur 0,5 %. Der Betriebserfolg fußt auf der Bodenstruktur, die mit jedem Bodenbearbeitungsgang geschädigt und zerstört wird“, erklärt Maik Freitag.

 

Sinkende Kosten 
Bei konsequenter Umsetzung der Direktsaat-Prinzipien sind die Pflanzenbestände erkennbar vitaler und gesünder, so dass Pflanzenschutzmitteleinsatz und Düngeniveau im Laufe der Umstellung immer weiter reduziert werden können. Das spart Kosten bei Betriebsmitteln, Arbeitszeit und Maschineneinsatz. „Den gleichen Effekt, aber zu 100 %, genießt der Direktsäer in der Bodenbearbeitung, weil sie komplett entfällt. Jeder Anwender, unabhängig von der Betriebsgröße, reduziert mit der Direktsaat seine Maschinen- und Arbeitserledigungskosten um durchschnittlich 50 %“, weiß Maik Freitag.

 

Mehr Biodiversität 
Internationale Studien belegen der Direktsaat sogar eine ausgeprägtere Biodiversität bei Insekten und Vögeln als ökologisch bewirtschafteten Flächen. .„Selbst der Nabu hat kürzlich ein Positionspapier zum Thema Regenerative Agriculture herausgegeben, in dem er sich für eine Ausnahme der Glyphosat-Anwendung ausspricht, sofern Regenerative Agriculture und Direktsaat praktiziert werden. Das Positionspapier wurde in Zusammenarbeit mit Praktikern erstellt, weshalb wir es als positives Zeichen für die Direktsaat sehen“, sagt Maik Freitag.

 

Fazit 
Die ersten Erfolge mit der Direktsaat stellen sich, abhängig vom Boden und den weiteren Ausgangsbedingungen, ein bis zwei Jahre nach der Umstellung auf Konservierende Landwirtschaft ein. Es kann jahresbedingt zu Ertragsschwankungen von ± 10 % kommen, auf lange Sicht sorgt die Direktsaat aber für eine Ertragsstabilisierung bei deutlich sinkenden Kosten und Verbesserungen bei Bodenschutz, Bodenstruktur, Biodiversität und Umweltschutz. Deshalb eignet sich die Direktsaat genauso für Hochertrags- wie für Grenzstandorte.